Medienbericht
29.10.18

Wir müssen reden hadi! Das Tribunal kommt nach Mannheim!

Datum: 23.- 25.November in Mannheim

Das bundesweite Tribunal in Köln rückte die Perspektiven von Betroffenen der Verbrechen der rechten Terrorgruppe NSU und Stimmen von Überlebenden von den Gewaltwellen aus den 90ern und weitere bisher ungehörte Stimmen in den Vordergrund. Die Kontinuität von Rassismus und institutionellen Rassismus konnte nicht mehr von der Hand gewiesen werden. Doch nach dem Tribunal ist vor dem Tribunal und wir wollen auch aus der Erfahrung des Tribunals heraus dessen Perspektive weiter bearbeiten, weiter tragen und weiter entwickeln.

Am Donnerstag den 22. November werden wir an verschiedenen Orten in Mannheim, in Geschäften des alltäglichen Lebens, Filme sehen, bevor am Freitag den 23. November das Hauptprogramm beginnt.

Am 23. November eröffnen wir das Tribunal in Gedenken an Yeliz Arslan, Ayşe Yılmaz und Bahide Arslan, die in Mölln 1992 ermordet wurden. An diesem Tag konzentrieren wir uns auf die Lebensrealitäten der Gastarbeiter*innen und deren Kämpfe in Mannheim und überall.

In Mannheim Schönau gab es 1992 ein versuchtes Pogrom, rechte Gewaltausschreitungen im Westen, die kurz vor Rostock-Lichtenhagen aufgehalten wurden. Diese und andere Pogrome stellen einen Angriff auf migrantisches Leben, sowie jüdisches und romno Leben, dar. Überlebende und Zeitzeugen ergreifen das Wort.

Wir klagen die Nazistrukturen und Machtstrukturen in dieser Gesellschaft an, demaskieren institutionellen Rassismus und benennen die Verantwortlichen. Wir erweitern die Anklageschrift des Tribunals um die Geschichten aus Baden-Württemberg und anderswo. Wir stellen die Realität einer Gesellschaft dar, die diese Geschichten nicht hören will oder nicht hörbar macht.

Doch die Geschichten werden weitergeschrieben und reißen nicht ab. Heute führen die Debatten über Zahlen, Nützlichkeit und Prozente von Geflüchteten erneut zu Gewaltausschreitungen. Die Menschen, die diese brutalen Realitäten kennen, werden diese klar benennen und ihre Kämpfe sichtbar machen.

Am 24. November eröffnet Ibrahim Arslan und Can Candan das Hauptprogramm: Vom Mauerfall bis zur Nagelbombe. Danach ergreifen Betroffene das Wort und berichten über die rassistischen Ermittlungen in der Mordserie des NSU. Auch in Heilbronn litten Menschen über Jahre hinweg durch antiziganistische Ermittlungen. Und was bedeutet die gefundene Anschlagsliste mit 10.000 ausgespähten Zielen? Gibt es weitere Opfer? Und wer sind die Unterstützer*innen? Was bedeutet das Ende des NSU Prozesses in München und wie verhielt sich die Presse bis dahin?

Der NSU Komplex ist kein Einzelfall. Auch das wird an diesem Tag deutlich und unüberhörbar. Gemeinsam werden wir über die dringlichen Kämpfe reden, die Forderungen, Umgangsstrategien und Perspektiven. Denn gemeinsam klagen wir, klagen wir an und gemeinsam klagen wir ein – eine Gesellschaft, die diese Verhältnisse ändert.

Das Hauptprogramm wird ergänzt durch Workshops, Installationen, Stadtführungen, und Ausstellungen.

Am 25. November treffen wir uns wieder und laden alle ein, die sich der Anklage gegen Rassismus anschließen möchten, ihre Geschichte
mit uns zu teilen, eine Gegenerzählung zu entwerfen und uns noch stärker zu vernetzen.

Für weitere Informationen: http://www.nsu-tribunal.de/mannheim